Unterricht? Zu Hause!
Die Schulen sind zu, das Kinderzimmer wird zum Klassenzimmer. Kinder lernen jetzt zu Hause, angeleitet vom Übungsmaterial der Schule – und von den Eltern. Wie der Heimunterricht gelingt.

Seit Mitte März sind bundesweit die Schulen geschlossen, Millionen Schulkinder müssen zuhause bleiben. Von wegen „Corona-Ferien“ – jetzt wird zuhause gebüffelt. Einige Lehrer setzen auf Online-Unterricht, doch erst wenige Schulen sind wirklich im digitalen Zeitalter angekommen. Dazu kommt: Nicht alle Familien haben einen PC zuhause, mit dem sie auf solche Lernplattformen zugreifen könnten. Andererseits macht Not erfinderisch: Viele Lehrer versorgen ihre Schüler regelmäßig per E-Mail mit neuen Aufgaben und Materialien. Andere sind den Tag über telefonisch erreichbar.
Trotzdem sind es im Moment vor allem die Eltern, die nun zuhause den Lernalltag der Kinder begleiten müssen. Wahrscheinlich während sie selbst im Homeoffice arbeiten. Keine leichte Herausforderung, vor der Schüler, Eltern und Lehrkräfte gerade stehen. Wir geben ein paar Anregungen, wie Eltern das „Homeschooling“ ihrer Kinder besser gestalten können.
Tipps für einen gelungenen Unterricht zuhause
Richten Sie für Ihr Kind einen eigenen Platz zum Lernen ein. Am besten ist natürlich ein Schreibtisch mit genügend Platz für Bücher und Arbeitshefte. Das Smartphone sollte während der Unterrichtszeit ausgeschaltet sein (wie in der Schule) – das Aufblinken von Nachrichten lenkt nur ab.
Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind „Lernziele“: Welche neuen Aufgaben soll (oder muss) Ihr Kind erledigen? Welche Lücken aus dem bisherigen Schulstoff können aufgearbeitet werden? Je kleiner die Kinder sind, desto mehr sollten aber die Eltern sich bei der Formulierung der Ziele einbringen. Gerade jüngere Schüler können ihren aktuellen Stand nicht so gut einschätzen.
Schreiben Sie mit Ihrem Kind einen Stundenplan für eine Woche. Das gibt Struktur und sorgt für Verlässlichkeit.
Planen Sie Pausen ein und lassen Sie am Nachmittag genügend Raum für Freizeit und Zeit für die Familie.
Wenn möglich, kann Ihr Kind auch eigenen Projekten nachgehen, zum Beispiel etwas Größeres basteln, ein Gartenbeet pflegen oder mehr Klavier üben.
Jedes Kind lernt anders. Achten Sie darauf, welcher Lerntyp Ihr Kind ist, und fördern Sie es entsprechend. Sorgen Sie aber auch dafür, dass es manchmal seine Routine verlässt. Dann lernt es noch besser.
Online lernen und die Welt verstehen
Setzen Sie Fernsehen, Mediatheken und Online-Angebote gezielt ein, um das Lernen multimedial zu fördern (aber bitte nicht, um Ihr Kind einfach zu „parken“). Die Öffentlich-Rechtlichen haben ihr Programm dahingehend ausgebaut und bieten viele Wissenssendungen online und auf Abruf an:
Das Video-Lernangebot des Bayerischen Rundfunks
Planet Schule von WDR und SWR
Planet Wissen von WDR, SWR und ARD alpha
Das virtuelle Klassenzimmer vom ZDF
Schule daheim von der ARD
Der WDR sendet von Montag bis Freitag täglich eine neue Sendung mit der Maus
Darüber hinaus gibt es im Internet viele interessante Sendungen und Dokumentarfilme, die Kindern die Welt erklären. Einige Anbieter sind kostenpflichtig (Amazon, Netflix, …), andere stellen die Videos kostenfrei auf YouTube oder ihren Mediatheken zur Verfügung. Dazu kommen etliche Lern-Apps, von denen einige bereits als Ergänzung zu den Lehrplänen der Bundesländer konzipiert wurden. Hier finden Sie tausende Erklärvideos und Arbeitsblätter, die den Unterrichtsstoff vertiefen. Die beiden größten Anbieter (sofatutor und simpleclub) bieten derzeit kostenlose Testphasen an und unterstützen Schulen bei der Organisation des Unterrichts. Familien können zwei Monate lang auch das Lern- und Nachhilfe-Portal des Duden-Verlags (learnattack) kostenlos nutzen.
Tipps gegen die Langeweile
Heimarbeit der Eltern, Heimunterricht der Schulkinder, möglicherweise auch noch Heimbetreuung der Kita-Kinder – das alles unter einen Hut zu bekommen, ist alles andere als einfach. Für Familien ist die Zeit der Corona-Pandemie dennoch auch eine Chance, enger zusammenzurücken. Wir haben die CosmosDirekt-Facebook-Community gefragt, was Nutzerinnen und Nutzer mit ihren Kindern in der ungewohnt langen Freizeit anstellen. Hier ein paar Anregungen:
Basteln, malen und zeichnen
Kneten
Lesen und vorlesen
Gesellschaftsspiele spielen
Computer-Games zocken
Fahrrad fahren und spazieren gehen
Sport machen
Toben
(Kinder-)Musik hören und mitsingen
Tanzen
Kochen
Osterkekse backen, Ostereier bemalen, Osterkarten schreiben
Auch im Internet gibt es zahllose Angebote und kreative Vorschläge. So finden sich auf den Online-Portalen von Eltern- und Familienzeitschriften unzählige Bastelanleitungen, Rezepte und Spielideen, beispielsweise bei Geolino und Eltern.
Treiben Sie zu Hause Sport
Und vergessen Sie nicht: Sport hält fit. Zwischen Mathe und Deutsch sorgt Bewegung auch für Abwechslung und frische Gedanken. Verwandeln Sie zusammen mit Ihren Kindern das Wohnzimmer in eine Sporthalle. Im Internet finden sich mittlerweile für alle Altersstufen jede Menge Übungen, Workouts und Trainingsanleitungen, die sich vor dem heimischen Bildschirm nachturnen lassen. Und natürlich  gibt es unzählige Videoanleitungen (YouTube): Bauchmuskeltraining, Rückengymnastik, Yoga, Achtsamkeits- und Meditationsübungen … einfach die gesuchten Begriffe eintippen.
Zum Schluss noch ein Hinweis für Eltern, die sich nun dem doppelten Stress von Homeoffice und Homeschooling ausgesetzt sehen: Auch den Schulen ist klar, dass Eltern nicht einfach so den Schulunterricht ersetzen können. Sie müssen nicht den Rhythmus (45 Minuten Schulstunde und 10 Minuten Pause) kopieren oder versuchen, die Lehrkraft zu imitieren. Lernen zuhause ist intensiver als mit 30 Kindern in einem Klassenraum – wenn das Tagesziel erreicht ist, sollten Sie und Ihr Kind sich einfach über das Plus an Familienzeit freuen.

 

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